Die Entdeckung der goldenen Kaiserbüste
1938 wurde in Avenches eine grosse archäologische Grabung gestartet, die allerdings wegen des 2. Weltkrieges Ende 1940 eingestellt werden musste. Besonders drei wichtige Bauwerke wurden um 1939 untersucht: das Theater, das Amphitheater und das sogenannte Cigognier-Heiligtum.
Grosser Fund im Abwasserkanal
Auf dem Areal dieses grossen Tempels wurde auch der berühmteste Fund in der Schweiz aus römischer Zeit gemacht: Am 18. April 1939 begann die Arbeitergruppe einen der grossen Abwasserkanäle auszuräumen, welche den ehemals von Säulenhallen umschlossenen Hof des Tempels gegenüber dem Theater entwässerten. Die Kanäle waren nämlich bereits freigelegt. Schon am folgenden Tag fiel den Beschäftigten ein glänzender Gegenstand in der Erde am Boden des Kanals auf. Sorgfältig wurde der Fund geborgen: Eine goldene, vollständig intakte Büste eines Mannes!
Goldene Büste des Kaisers Marc Aurel
Die Bergung des Porträtkopfes wurde fotographisch dokumentiert. Nach wenigen Tagen kam der Fund ins Schweizerische Landesmuseum nach Zürich, wo die Büste vermessen, gereinigt und restauriert wurde. Die Büste zeigt den römischen Kaiser Marc Aurel.
Der goldene Porträtkopf von Marc Aurel ist etwa 2/3 natürlicher Größe. Sie ist 33, 5 cm hoch, aus einem Stück Edelmetall in Treib-Technik gearbeitet: Der Kopf ist im Innern hohl. Die Büste wiegt fast 1, 6 kg und ist aus 22-karätigem Gold!
Bärtiger Mann mit Prunkmantel
Die Büste stellt einen bärtigen Mann mit kurzem, dichtem Haar dar. Dass es ein römischer Kaiser ist, erkennt man an dem kostbaren Schuppenpanzer. Die Vorderseite des Panzers ziert eine Meduse. An der linken Schulter ist ein Zipfel des Prunkmantels zu sehen. Als Besonderheiten des Porträts fallen die weit geöffneten, grossen Augen, die niedrige Stirn und die ornamental geformten Haare auf. Im Museum von Avenches ist aus Sicherheitsgründen nicht das Original, sondern nur eine gute Kopie zu sehen. Die echte Kaiserbüste befindet sich in einem Banktresor in Lausanne.
Das Leben von Marc Aurel
Marcus Aurelius Antoninus kam am 26. April 121 n.Chr. in Rom zur Welt. Er erhielt eine umfassende Ausbildung in griechischer und lateinischer Rhetorik, in Philosophie und Malerei, wobei er sich im Alter von 25 Jahren ganz auf die Philosophie konzentrierte. Im Jahre 161 n.Chr. übernahm er die Herrschaft von seinem Adoptivvater dem Kaiser Antoninus Pius. Seine Regierungszeit verbrachte er grösstenteils im Feldlager, um feindliche Überfälle abzuwehren, die das römische Reich erschütterten. Dabei wurde ihm die Philosophie immer mehr zur ständigen Begleiterin. In dieser Zeit schrieb der Kaiser seine „Selbstbetrachtungen“. Die darin enthaltenen Gedanken über die Stellung und die Aufgaben des Menschen in seiner Umwelt, über die Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber vermitteln gerade heute Einsichten allerhöchster Aktualität. Marcus Aurelius verstarb am 17. März 180 n.Chr. in Vindobona, dem heutigen Wien, an der Pest.
Auszüge aus den Selbstbetrachtungen von Marc Aurel
Denk daran, dass niemand ein anderes Leben verliert als das, was er lebt, und dass keiner ein anderes lebt als das, was er verliert. Insoweit kommt das längste Leben mit dem kürzesten auf dasselbe hinaus. Für jeden zählt nur das Gegenwärtige.
Nicht darüber diskutieren, wie beschaffen der wahrhaft gute Mensch sein muss, sondern selber einer sein!
Was nicht pflichtgemäss ist, das tue nicht; was nicht wahr ist, sage nicht, denn deine Willensrichtung hängt ganz von dir ab.
- Lies die Selbstbetrachtungen genau durch und besprich diese mit einer Mitschülerin/einem Mitschüler:
Erzählt euch die Gedanken in euren eigene Worten nochmals!
- Betrachtet die Bilder der Goldbüste genau: Schreibt ins Forschungsheft, was ihr erkennen könnt.